Onlinepetition fordert Abschaffung von Onlinepetitionen

Es mag paradox anmuten, wenn sich gerade eine Onlinepetition des gleichen Mediums bedient, dessen Abschaffung sie selbst fordert. Jedoch nur auf den ersten Blick. Denn diese Art des modernen „Bürgerentscheids“ per Mausklick setzt bei den Abstimmenden nicht zwingend kritisches Denken, sondern lediglich einen funktionierenden Internetanschluss und vielleicht etwas zu viel Freizeit voraus. Und so geschieht es leider häufig, dass wirklich relevante Dinge in der Masse banaler Forderungen untergehen.

Text der Original-Petition (zum Vergrößern auf das Bild klicken)

Hier einige Beispiele:

1.)    Raus mit Markus Lanz aus meinem Rundfunkbeitrag (222.609 Unterschriften*)

2.)    Freiheit für die Kurve + mehr Stehplätze in der Allianz Arena (17.786 Unterschriften*)

3.)    Für die Dritte-Deutsche-Liga auf Sky (1125 Unterschriften*)

4.)    Abschaffung der 5% Feuchtigkeitsbegrenzung bei Pfeifentabak (517 Unterschriften*)

5.)     Unbefristetes politisches Asyl für Edward Snowden in Deutschland! (495 Unterschriften*)

Gegner von Markus Lanz und Pfeife rauchenden Stehplatzfreunde, welche daheim die Dritte Liga nicht sehen können, mögen verzeihen; aber solche Themen ließen sich auch vortrefflich am Stammtisch ausdiskutieren.

Hiermit muss man nicht unbedingt die ursprünglich sinnvolle Möglichkeit einer demokratischen Online-Abstimmung ad absurdum führen und (sicher ungewollt) dafür sorgen, dass durch das eigene recht unbedeutende Anliegen, die wirklich wichtigen Dinge in der breiten Masse trivialer Forderungen schlichtweg untergehen. Und das, weil man sie soeben unfreiwillig selbst ein Stück weit in den Orkus der Belanglosigkeit spülte.

Damit Onlinepetitionen vielleicht erneut die nötige Schlagkraft und Brisanz erhalten und, sich von Boulevardthemen weg, wieder hin zu echten Problemen bewegen können, dachte sich ein kritischer Kopf dies mit seiner Onlinepetition „Raus mit dem dämlichen Petitionen aus meinem Internet!“ einzufordern.

Leider war ihm hiermit wenig Glück beschieden, da sein von ihm mit viel Herzblut vorgetragenes und schlüssig argumentiertes Anliegen offenbar als unseriös – oder zumindest weniger seriös – als die von ihm kritisierten Themen interpretiert wurde. Darum fand seine Petition unverdienter Weise ihr Ende im sog. Trollturm der Petitions-Website. Willkommen im Internet!

*Abstimmungsergebnisse bei Redaktionsschluss 27.1.2014 – 17 Uhr/Quelle: Openpetition.de

Quelle: © Thomas Siepmann/Pixelio.de

Besonderer Dank an André Kremer!

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